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Juni 2011
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Ich erinnere mich nicht, wie wir die Tage bis zur Beerdigung verbracht haben. Das Kind wollte schwarze Kleider für diesen Tag. Ich erzählte ihm, dass die Menschen früher weiße Trauerkleidung getragen haben und das es an einigen Orten der Welt noch heute so sei. Es sah mich verständnislos an.
Nachts fragte ich mich, wie wir ohne Lees Wut zurechtkommen sollten, ohne ihre Kraft.

Dann war es soweit. Das Kind hatte Sonnenblumen in der Hand und ich eine Rose. Was der Pfarrer erzählte, weiß ich nicht. Ich brauchte meine ganze Kraft, um sitzen zu bleiben, nicht nach vorne zum Sarg zu laufen, um ihn zu öffnen und Lee herauszuholen.
"Ein eitles Haschen nach Wind", diese Worte habe ich gehört und den Druck der Kinderhand gespürt. Die Rede war vorbei. Alle erhoben sich, marschierten mit gesenkten Köpfen den Sargträgern hinterher. Und ich war nicht der Prinz, der seinen Dienern befahl, den Sarg in sein Schloss zu bringen. Dabei war Lee doch Schneewittchen.
Mit Hilfe von Seilen, ließen sie Lees Sarg langsam und feierlich immer tiefer in die Erde. Das Kind warf seine Sonnenblume auf den Sarg, weinte und sagte: "Du bist gemein." Dann lief es weg. Ich sah Lee in ihrem Sarg lächeln, weil ich ihre Rose auf dem Weg das Kind einzufangen, verlor.
Wir setzten uns unter einen Baum, etwas abseits von Lees Grab und sahen zu, wie die Trauergesellschaft Lees Eltern kondolierte.
Lees Mutter sah lange zu uns herüber, dann ging sie mit den anderen.

"Sie hat Lee noch einmal gesehen", sagte ich zu dem Kind.
"Aber für uns lebt sie noch", sagte das Kind.
"Immer."

Diesen Monat würden wir die Miete noch ohne Probleme zahlen können. Die größten Sorgen bereitete mir das Kind. Lees Vater wollte, dass es zu ihnen käme. Ich hätte weder die geistige noch die moralische Reife ein Kind zu erziehen, behauptete er.
Und dann, wovon wollten wir leben. Bei ihnen hingegen, wäre das Kind versorgt.
Lee und ich hatten nie über das Sorgerecht für das Kind gesprochen. Für uns war es undenkbar, dass wir uns jemals um das Kind streiten würden. Für unsterblich hatten wir uns wohl auch gehalten.
Sherry (Gast) - 13. Jun, 15:13

...

Liebe Weberin,

ich bin so verwirrt. Wessen Geschichte erzählst Du? Darf ich Dich noch mehr fragen? ...

Maryam (Gast) - 13. Jun, 17:14

Sie klingt...

..so echt!

Ich überlege schon eine Weile, was dieses "das Kind" genau zu bedeuten hat. Denn einerseits wird "das Kind" dauernd erwähnt, steht es im Mittelpunkt des Geschehens [denn mit Lee kann ja nichts mehr geschehen, da sie tot ist].

Andererseits wird das Kind durch seine Namenlosigkeit und Fehlen eines Possessivpronomen zum Neutrum, weit in die Ferne gerückt. So als sei die Bindung nicht da, die in jeder Zeile direkt und indirekt hindurch scheint, so als wollte der Erzähler eine emotionale Verbindung unbedingt vermeiden, das Kind auf Abstand halten, ein Versuch der Unmöglichkeit, von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Der Erzähler scheint aber eh unter Schock zu stehen, und ich wünsche mir schon beim Lesen, sie wäre nicht wahr, sondern lediglich fiktiv, brillant erzählt.
So als wüsste ich nicht, dass wir alle sterblich sind und dass es immer die Lebenden sind, die mit dem Tod weiterleben müssen.
Sherry (Gast) - 13. Jun, 18:38

Ja, alles ist wie in Ferne gerückt. Als sei man ein Geist, schreite durch Welt, doch hinterlasse keine Spuren. Weberin ist sehr fein, sehr zart. Ich habe manchmal Angst, direkt weiter zu schreiben, zu fragen, zu forschen mit meiner manchmal ungehaltenen und aufdringlichen Art. Was auch immer diese Geschichte ist, Weberin. Danke, dass Du sie mit uns teilst.

Weberin - 14. Jun, 10:12

Liebe Sherry, liebe Maryam,

ich freue mich sehr über eure Gedanken zu dieser Geschichte.
Irgendwann (ungefähr zu dem Zeitpunkt wo die Geschichte von Lee anfängt) hatte ich das Gefühl, dass ich mich im Kreis drehe, mit meinen schreibverliebten kleinen Schnipseln, ich wollte sehen, ob ich überhaupt noch Geschichten erzählen kann, oder nur noch Fragmente fabriziere, die sich nicht miteinander verbinden lassen. Also habe ich probiert zu erzählen. Ein Satz tauchte auf, ich dachte an den ersten Satz in Camus "Der Fremde": "Heute ist Mama gestorben." Verwandelte ihn in "Heute ist Lee gestorben." und versuchte weiterzuerzählen.
Das ist eigentlich alles.
Sherry (Gast) - 14. Jun, 12:39

Dann solltest Du wissen, dass Du Geschichten erzählen kannst. So vorsichtig und zerbrechlich, dass man denkt, dass Du sie selbst erlebt hast.

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