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X


Es gibt das X-Chromoson.
Das Xylophon gibt es.
X-Beine.
Xenokratie.
Die X-Achse gibt es.
Den seltsamen Ausdruck Xerantherum für das schöne Wort Strohblume.
X Gründe, um in Lachen auszubrechen und ebenso viele, um zu weinen.
Es gibt die Xerosis.
Ein X, das einem für ein U vorgemacht wird.
Xanten gibt es.
Xanthippe, das zänkische Weib des Sokrates.
X-Mas, statt Weihnachten.
Xenophobie gibt es, eines der x-fachen Worte für Angst.
Es gibt Xerxes.
Die Xenografie gibt es.
Xenion gibt es.
Xerophyten gibt es, Wachstum in der Trockenheit.
Die Xylographie gibt es.
Den Namen Xaver gibt es, weil diesmal sogar Namen herhalten müssen.
Es gibt die Xerokopie.
X-Strahlen gibt es, die später erst Röntgenstrahlen genannt wurden.
Die Xylose gibt es und noch einige Worte mehr, von denen ich nie gehört habe.
Das Xylometer zum Beispiel.
Das Xylamon gibt es, chlorierter Wasserstoff.
Es gibt Xerose.
Xenon gibt es.
Ein ungutes Gefühl gibt es, x-beliebige Worte aufzunehmen, nur um 27 Sätze mit X schreiben zu können.
Maryam (Gast) - 19. Feb, 11:47

Ja- auch mir klemmt das X ums Herzen. Es bleibt einem im Halse stecken. Es ist mehr eine Zahl, sogar eher ein Gegenstand [nämlich ein doppelter Widerhaken] als ein Buchstabe.

Weberin - 19. Feb, 11:49

doppelter Widerhaken trifft es sehr gut für mich.
steppenhund - 19. Feb, 13:59

X

Zwei Worte, zu denen mir Geschichten einfallen, sind in obiger Aufzählung enthalten, bevor ich die allerdings vergeschichte, möchte ich noch auf die sehr oft - in Wien - beobachtete Verwendung des X auf Gebäude hinweisen.
X ist die Bezeichnung für 10 bei den römischen Zahlen und findet sich daher sowohl auf Gebäuden wie auf Filmabspannen sehr häufig. Interessant erscheint mir dabei, dass auch das japanische oder chinesische Dschu or ßu dem X sehr ähnlich sehen, zwei gekreuzte Gerade.
In der Mathematik wird x als Bezeichnung für die unabhängige Variable bevorzugt.
Nun zu den Geschichten:
Das Xylophon erinnert mich an meinen Vater, einen Bauingenieur, der neben seinem Hauptstudium auch zwei Jahre an der Musikakademie studiert hatte. Im Alter von ungefähr 50 Jahren fing er an, bei seinem (sehr großen) Arbeitsgeber kulturelle Vorträge zu halten. Es ging um die Heranführung an klassische Musik. Sein Publikum, das ursprünglich aus Menschen bestand, für die z.B. Beethoven unbekannt war, hielt ihm über zwanzig Jahre die Treue. In den Vortragsabende wurde Musik von Langspielplatten vorgespielt, in Stereo was damals das Non-plus-ultra der Wiedergabetechnik darstellte. Die Räume, in denen die Vorträge gehalten wurden, waren die üblichen Besprechungsräume oder Schulungsräume. Es gab also kein Klavier. Doch relativ bald beschaffte mein Vater ein Xylophon, das er leidlich zu spielen lernte. Auf diesem Xylophon pflegte er die Themen anzuspielen, die sich in den Symphonien oder anderen Musikstücken fand. In den Jahren entwickelte er der Hörbewusstsein seiner Zuhörer dergestalt, dass von den anfänglichen Haydn- und Mozartsymphonien die Programme bis Richard Strauss, Prokofieff oder Schostakowitch, Sogar Hindemith und Einem waren am Ende nicht zu schwer, um sie beim ersten Mal einem musikalisch nicht geschulten Publikum als angenehme Musik erscheinen zu lassen.
Ich selbst hörte die Musikstücke sehr oft, da mein Vater seine Vorträge ganz gewissenhaft zuhause ausarbeitete und daher die Platten sehr oft abhörte. Aus dieser Zeit weiß ich, dass sich einige Stücke erst nach oftmaligem Hören erschließen, dann aber noch einen wesentlich größeren Genuss bereiten. In dieser Beziehung bin ich der "Ich, jetzt, alles"-Philosphie, die heute unser Leben bestimmt, sehr abgeneigt. Ich glaube, dass es das Xylophon noch irgendwo geben muss, habe aber jetzt keine Ahnung, wo es gelandet ist.
-
Die zweite Geschichte stammt aus meiner beruflichen Laufbahn und betrifft Xenon. Bekannterweise ist die Lichtausbeute, die eine Gasentladungslampe liefert, sehr hoch. Viel mehr Watt als die üblichen Autoscheinwerfer hatten die Xenonlampen für das Forschungsmikroskop UnivaR der Firma C.Reichert opt. Werke, ein Unternehmen, welches von Börsenspekulanten zuletzt an Leica verkauft wurde und dort systematisch ausgeblutet und markennamenmäßig getötet wurde.
450 Watt hatten die Lampen. Sie waren in einem Metallnetz gekapselt und durften nur angeschaltet werden, wenn darum herum noch das Metallgehäuse geschlossen war. Es gab einen Stundenzähler, der verhindern sollte, dass man die Lampen länger als die vorgesehene Lebensdauer betrieb, denn eine Explosion (oder besser Implosion) der Lampe äußerte sich in einer Unzahl von kleinen Glassplittern, die man dann aus dem Mikroskop herauskitzeln hätte müssen.
Auf einer meiner Dienstreisen musste ich eine Forschungsanlage installieren, die eine solche Lampe für ein Untersuchungsverfahren verwendete, mit dem man die Güte von Spermien feststellte. Die Spermien erschienen je nach noch vorhandener Kinderzeugungsfähigkeit als rote, gelbe oder grüne Punkte, wenn man die Abstriche mit Texas-Orange gefärbt hatte und sie mit Grünfluoreszent bestrahlte. Dafür braucht man eine hohe Lichtenergie.
So war ich also in Rennes auf einer Klinik, die auf die Hilfe für kinderlose Ehepaare spezialisiert war und baute die Anlage auf. Um die optischen Eigenschaften zu justieren, reichte die kleine 12W-Halogenlampe, doch irgendwann kam der Augenblick, wo ich die Xenonlampe einschalten musste. Dies tat ich immer mit einem sehr unguten Gefühl. Es ist zwar nie etwas passiert, doch meine Angst vor einer Explosion war immer vorhanden.
Ich griff also zum Schalter und drehte ihn nach rechts und hörte einen fürchterlichen Knall. Scheiße, dachte ich, jetzt ist es passiert. So ein Blödsinn! Ich setzte mich zurück und wappnete mich innerlich gegen den Antblick, dem ich gleich ausgesetzt sein würde, da entstand hinter mir eine große Fröhlichkeit und ich hörte das Eingießen von Flüssigkeiten und beginnendes Anstoßen.
Neben mir war gerade eine Magnum Champagner geöffnet worden. "Monsieur Hartmann, kommen Sie! Trinken Sie mit. Wir feiern gerade die Geburt von Drillingen, die ohne unseren Chef nie geboren worden wären."

Weberin - 19. Feb, 14:38

die Geschichten haben sogar miteinander zu tun. Die Geduld, etwas genau anzusehen, oder anzuhören über das Licht bis zur Geburt.
Samtmut - 19. Feb, 14:04

Das X gleicht einem Rad ohne Felge. Entsprechend sperrig rumpelt es an Kehle, Gaumen und Zähne, will man es ins Rollen bringen.

Weberin - 19. Feb, 14:39

Wieder unvergleichlich bildlich gedacht, liebe Samtmut.
Iris.8 - 19. Feb, 23:48

Zu behaupten, mir würde zu diesem Buchstaben noch etwas einfalle, hieße, Dir ein X für ein U vorzumachen. ;-)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_X_f%C3%BCr_ein_U_vormachen
(Und die Xenokratie mag ich nicht.)

Weberin - 20. Feb, 16:36

Ich glaube sie ist heilbar, wie alles, was aus Angst entsteht. Aber man braucht Mut und einen unverbesserlichen Glauben an das Gute im Menschen, na ja, eigentlich muss man nur wider besseres Wissen glauben, dass die Liebe letztendlich siegt.
rosmarin - 20. Feb, 00:50

"satz mit x - war wohl nix".... sagte mein onkel X. immer.... blöder satz finde ich.
und kompliment.... wie sie das mit dem X hingekriegt haben.
bin schon sehr gespannt auf das üps

steppenhund - 20. Feb, 01:29

Beim Y habe ich schon eine wunderbare Verschwörungstheorie:)
Weberin - 20. Feb, 16:37

oh frau rosmarin, das wäre doch mal eine reihe, all die dummen sprüche, die man um die ohren geschleudert bekommen hat, auszugraben.
Weberin - 20. Feb, 16:37

dann werde ich sie wohl besser nicht mehr allzu lange warten lassen.
rosmarin - 21. Feb, 01:36

ych bin schon so yngedyldig :-)
Weberin - 21. Feb, 06:51

oje, das tut mir leid. ich hatte gestern einfach keine lust mehr.
Sofasophia (Gast) - 20. Feb, 15:25

x-(be)liebe

zugegeben, einfach handzuhaben ist das sperrige unrunde teilchen wirklich nicht. doch ich liebe es. in schweizerdeutsch kann ich xe smsen und meine damit gesehen. mit nur zwei buchstaben schaffe ich vergangenheiten, die es in sich haben. ich liebe das x. weil es anders ist als die anderen. weil es aneckt. weil es schief in der landschaft steht. weil es ... ja, einfach weil es schön aussieht. offen nach aussen, in sich drin zentriert. eigentlich, wenn ich es mir so überlege, wäre ich - würde ich als buchstaben wiedergeboren eines tages, und das ist gar nicht so unwahrscheinlich - ein x.
weibliches ding irgendwie. ganzer als das y. :-)

liebe grüsse an die weberin
bezaubert immer wieder von deiner wortzauberei
herzlich, d.

Weberin - 20. Feb, 16:39

was für eine schöne kleine liebeserklärung an das x, liebe sofasophia. eine wunderbare ergänzung für einen buchstaben, der es mir nicht leicht gemacht hat.

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