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Die Frau am Fenster

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Ich stelle mir vor, dass sie nur deshalb auf ihn wartet, mit ihm redet, dass sie sich überhaupt nur deshalb an ihn erinnert, weil ich sie beobachte. Ich habe die Macht, den Jungen zu beschützen, dafür zu sorgen, dass er einen kurzen Moment lang glücklich ist. Sobald sie für mich nicht mehr sichtbar sind, verliere ich meine Macht. Die Frau wird wieder abwesend, und wenn der Junge, berauscht von seinem unverhofften Glück, leichtsinnig wird, möglicherweise sogar grausam.
Sofasophia - 29. Apr, 13:53

eigentlich ein schöner gedanke, dass wir mit unsren blicken macht haben (in dem von dir beschriebenen sinn). doch vermutlich überschätzen wir da unseren einfluss :-)
ich kenne solche gedanken gut.
gespannt auf die fortsetzung :-)

Weberin - 1. Mai, 12:11

Die Fortsetzung hat etwas auf sich warten lassen, Verzeihung, aber mir ist dieser großartige Fernando Botero dazwischen gekommen. Aber gleich geht es weiter mit der Frau am Fenster. :-)
steppenhund - 29. Apr, 18:16

Der Titel hat mich erinnert, obwohl es in der Musik um etwas anderes geht...

http://www.youtube.com/watch?v=xto_-U3v940

bess - 29. Apr, 20:34

Wir können sie im Kopf als unsere Figuren bewegen und ihnen eine Welt schaffen, die wir ihnen geben (gönnen) möchten. Für Augenblicke.
Wir können eigene Wünsche kurz in anderen verwirklichen. Ein Dramaturg vom Fenster aus.

Weberin - 1. Mai, 12:12

Unsere Fantasie ist ein überaus machtvolles Instrument.
rittiner gomez - 30. Apr, 08:01

und wir beobachten die frau am fenster.

Weberin - 1. Mai, 12:13

Es ist sehr windstill bei dieser Frau ;-)
bess - 30. Apr, 18:04

... und wie sie das Gute - aber auch das Böse probt, anklingen lässt.
"leichtsinnig .... möglicherweise sogar grausam"

Ein kleiner Hinweis, dass Gutes nicht nur Gutes im Gefolge haben muss? Nicht nur Mut, sondern Übermut?

Tja, wohin die guten Gedanken und Gaben streuen? Wissen die Akteure auf der Bühne Zuwendung zu schätzen.

Es bleibt vage. Spielerisch. Offen.

Sherry_ - 30. Apr, 18:57

Und ich frage mich, warum die Frau das denkt? Je mehr ich darüber nachdenke, komme ich zu der Idee, dass die Beobachterin eine Beobachterin der eigenen Person ist. Sie beobachtet sich in die Vergangenheit zurück, wie sie abwesend und äußerlich erkaltet, innerlich hilflos mit ihrem Sohn ein nie gewolltes Leben lebt. Die Beobachterin versucht zu ändern, was war, wenigstens ihre Versunkenheit in sich selbst auf Kosten ihres Sohnes. Was für ein einsamer Gedanke. Was für ein einsamer Gedanke ...

Weberin - 1. Mai, 12:14

Deine Interpretationen hauen mich regelmäßig um, Sherry.
steppenhund - 30. Apr, 19:16

Noch eine kleine Geschichte, die zwar nichts mit der Frau zu tun hat, doch mit der Beobachtung durchs Fenster.
In den Achtzigerjahren war das Leben in Russland ein sehr aufregendes für den ausländischen Geschäftsmann. Einerseits wurde er überwacht und musste aufpassen, dass er nicht gegen irgendein Gesetz verstieß, andererseits hatte die ganze Atmosphere etwas Exotisches an sich.
Teilweise musste man sich bestimmten Beschränkungen unterwerfen und dann gab es wieder den Luxus des Westlichen, der nicht nur durch bestimmte Konsumgüter bestimmt war. Manchmal war es nur die Möglichkeit des Aufenthalts in einer total "westlichen" Welt, wenn es nämlich Parties in der amerikanischen Botschaft gab. Mit einem "österreichischen" Pass war man willkommen und wurde zu einem zur Disco umgestalteten Raum geleitet, in dem "YMCA" dröhnte. Die Fensterscheiben der amerikanischen Botschaft waren sicher gut gesichert und geschlossen. Durch sie konnte man auf den Boulevard sehen, der im Winter still und ruhig schien.
Ich stand am Fenster und beobachtete, was draußen vor sich ging. Es war nicht viel, ab und zu ein Wolga und vielleicht ein oder zwei Passanten. Ich kann mich genau erinnern, dass ich mir dachte: nur eine dünne Scheibe aus Glas trennt zwei Welten, zwischen denen ein alles verzehrender Krieg ausbrechen konnte, zwei Welten, in denen niemand aus der einen Welt die aus der anderen Welt verstehen konnte.
-
Fenster formen Gedanken.

Weberin - 1. Mai, 12:15

Danke für diesen Fensterblick in einen andere Welt und Zeit, lieber Steppenhund.

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