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Erst klagen dann gehen

"Klagen über das Ergebnis sind Klagen darüber, dass Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen", schrieb Kathrin Passig vor einigen Tagen in der SZ über die Kritik an Algorihtmen, die dem Kunden immer das Gleiche empfehlen, und Melusine macht in den Gleisbauarbeiten darauf aufmerksam, dass eine Gesellschaft, die Autonomie zu einem der höchsten Werte erklärt, notwendigerweise zunehmend asozial wird.
Für mich sind diese zwei Aussagen ein weiteres Puzzlestück auf der Suche danach, was das Netz mir bieten kann und welche Gefahren es birgt. Ich finde hier die Möglichkeit der Bestätigung (viel leichter als im realen Leben), was ich ermüdend finde und für eine große Gefahr halte, denn wie soll Entwicklung stattfinden, wenn mir niemand Grenzen aufzeigt, wenn mir niemand Paroli bietet? Aber, und das ist der Punkt den Sherry in ihren Kommentaren zum ersten Teil meiner Netz- Überlegungen angesprochen hat, es bietet mir auch die Möglichkeit ein Gegenüber zu suchen (und bestenfalls zu finden), an dem ich mich abarbeiten kann, das mir neue Denkwege aufzeigt und Anregungen bietet. Letztendlich liegt es an uns. Klagen über einseitige Vernetzungen, Klagen über mangelnde Vielseitigkeit, sind Klagen über meine eigene (beschränkte) Art, das Netz zu nutzen. Und damit ein Schritt in die andere Richtung.
Falkin - 20. Jan, 10:49

nun, ich denke, dafür brauchen wir Menschen unsere "Individualität"... unter anderem um uns in der Polarität zu identifizieren... im Grunde könnem wir jedes Gegenüber als Spiegelbild nehmen... vielleicht reichte gar tatsächlich nur das eigene Spiegelbild...?! Als Kind spielte ich - aus Ermangelung an begeisterten Mitspielern - nicht selten Schach gegen mich selber. Ich versuchte in jeder Position mich zu übertrumpfen. Meine Schachkenntnisse vertieften sich rasch. Und der ärgste Feind (und Lehrmeister) sind im Grunde wir uns doch stets selber?!

Aber ich gebe Ihnen unumwunden recht, es ist interessanter sich an spannenden Gegenübern zu reiben. ;)

was die Verrohung und den Zerfall der Sitten anbelangt... kann ich mich ebenfalls nur anschließen. Der Schatten der Demokratie ist die Ochlokratie, welche die Strukturen und Werte unter dem Schutt des Chaos ruiniert. Daraus erhebt sich dann schließlich der Tyrann, der die verschüchterte Meute an die Kandare nimmt. Bleibt uns ja - den Göttern sei Dank - erspart. Schließlich geht am 21.12. die Welt unter!

Weberin - 20. Jan, 15:48

Ich bin mir sicher, dass das eigene Spiegelbild nicht reicht. Das genügt höchstens um darin zu ertrinken, um sich zu retten, wirklich neue Schachzüge zu erlernen (um bei Ihrem Beispiel zu bleiben), dazu braucht es andere Menschen, obwohl die Grundposition die Sie beschreiben, eine wunderbare und wünschenswerte Ausgangsbasis ist.
Soziales Verhalten, sich gegen andere zu behaupten, den eigenen Standpunkt zu verteidigen oder aufrecht zu erhalten, das geht nur miteinander (wobei miteinander ein faires, respektvolles Gegeneinander einschließt).
steppenhund - 20. Jan, 19:36

Das mit dem Schachspielen gegen sich selbst kann schon funktionieren. Ich habe das auch gemacht. aber noch besser geht es gegen einen Computer. Dabei kann man heute wirklich besser werden. Nur gab's den zu meiner Zeit nicht:(
Iris (Gast) - 20. Jan, 20:06

Es ist wie mit einem Gespräch: Beteilige ich mich nur, um zu sagen, was ich zu sagen habe, wird es nicht viel bringen. Will ich aber auch hören - aus Respekt, Neugier und Lernbereitschaft - profitieren alle davon. Macht auch viel mehr Spaß. (Aber man muss sich auch nicht an jedem Gespräch beteiligen. :-))

Weberin - 20. Jan, 20:09

Ah, das gefällt mir, wie Sie das hier auf den Punkt bringen, mit einem so gut nachvollziehbaren Beispiel.
Vielen Dank!

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