L
Lichtungen gibt es und lautloses Lachen. Lehren und Lehrer gibt es.
Das Licht gibt es und den Leichtsinn.
Leben und Lebendigkeit, Lust und Luft.
Es gibt Licht und Lärm, Listen und Leitern.
Landschaften und letzte Leckerbissen gibt es, den Leumund und die Logik.
Es gibt Leinen, Linien und Logik.
Den Lebensgeist gibt es, Lösungen und das Los.
Es gibt Lobpreisen und Lächeln, die Langmut gibt es.
Lüsternde, lügende Liebhaber.
Es gibt das Laufende, die Läuferin und den laufenden Meter.
Leser gibt es und die Letzten, die die Ersten sein werden.
Laternen gibt es.
Lebkuchenherzen gibt es und die Lunge.
Längengerade und Luftballons.
Löwen, Leoparden und Lerchen.
Es gibt die Leier und die Lokomotive.
Lindenblütentee und Lakritz.
Lippenbekenntnisse und Leichtmatrosen.
Landgang und Leichtmetall.
Lästig lauernde Launen.
Laub gibt es und das Lichtermeer.
Leche und Lluvia (aber das ist eine andere Sprache).
Es gibt Leben, lebhafte Lebewesen, zu Lebzeiten lediglich lebendig.
Die Langeweile gibt es.
Es gibt die Lautlosigkeit und das lange Nachhallen legendärer Literatur.
Es gibt die Leere.
Weberin - 4. Feb, 09:13
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Der Buchstabe L und zwar in der russischen Form hat sich mir unauslöschlich eingeprägt, als ich mit 14 Jahren Doktor Schiwago im heute nicht mehr existenten Forum-Kino (Großleinwand) gesehen habe. Ich gestehe, dass ich die Bedeutung des Films nur rudimentär verstanden habe. Erst als ich 25 Jahre später das Buch las, wunderte ich mich, dass der Film aus dem Buch ja vielleicht insgesamt 10 Seiten (hochgerechnet) verfilmt hatte.
Doch die Szene, als Schiwago nach seiner Verschleppung wieder nach Warykino jenseits des Urals zurückkehrt und nach dem Auffinden von Larissa letztlich wieder zu dichten beginnt, beginnt damit, dass Juri kalligraphisch ein großes russisches L malt. Ich weiß nicht, warum diese Szene bei mir so eingebrannt ist. Erst viel später habe ich dann in dem Buch, für das Pasternak im wesentlichen auch den Nobelpreis bekommen hat, erkannt, dass es eigentlich um den Doktor als Dichter geht. Nicht die Liebesgeschichten, so wichtig sie erscheinen mögen, sondern die Zeitläufte in Russland in dieser Zeit wird anhand der Personen aufgerollt.
Das ist also mein L.
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Es gibt aber noch ein anderes, das mich einerseits zum Lachen gerührt hat, andererseits auch fast die Tränen in meine Augen getrieben hat. Während der sechs Jahre, in denen ich sehr stark mit Japan verbunden war, gab es eine Familie, deren Tochter Klavier studierte. Die Mutter war eine Seele von Frau, die ich auch zu meinem 40. Geburtstag nach Wien eingeladen hatte. Der Mann war der oberste Priester des größten buddhistischen Tempels in Narita. (dort wo der FLughafen von Tokyo ist) Ich war dort regelmäßig vor meinen Abflügen eingeladen und an den Abenden gab es auch immer Hausmusik. Es kamen Kolleginnen der Tochter mit unterschiedlichsten Instrumenten und einmal korrepitierte ich v0om Blatt ein komplettes Flöten- oder Klarinettenkonzert von Mozart, dass eine junge Musikerin als Diplomarbeit lernen musste.
Der buddhistische Priester war ein Liebhaber von europäischer Kultur und liebte Goethe und Schubert. Einmal bat er mich, ihn beim Singen des Heiderösleins zu begleiten. Kein Problem bis zu dem Punkt, an dem die Schlusszeilen kamen "Röslein, Röslein, Röslein rot".
Jetzt muss man wissen, dass die Japaner große Schwierigkeiten mit der Aussprache des L haben Statt L sagen sie R. Das hat sich auch in der Sprache eingebürgert. Das Lehnwort Terebi für Fernsehen kommt vom englischen Television, sic.
Als nun aber die Stelle kam, sang mein lieber Gastgeber mit einer etwas brechenden Stimme (er war ja nicht mehr der Jüngste und die Stelle ist hoch)
"Löslein, Löslein, Löslein lot" und ich war ergriffen, denn offensichtlich hatte er in bestem Glauben gedacht, dass das R in Rose nur ein Zugeständnis der japanischen Ausgabe seines Textes sei und in Wirklichkeit L heißen müsste. Ich habe es nicht über mich gebracht, ihn auf den Irrtum hinzuweisen. Warum, weiß ich nicht. Aber dieses Erlebnis hat sich auch unauslöschlich eingebrannt.
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Das waren jetzt viele Worte, um keine Worte zu beschreiben:)
@Iris