N
Die Neugier gibt es. Die kindliche Neugier und die Neugier, die mit jeder Neuigkeit gieriger wird nach noch Neuerem.
Es gibt Nachrichten und Nachrichtensprecher.
Das Nichts gibt es.
Namen gibt es. Solche, die man vergisst und nur ein Gesicht bleibt zurück. Ein Geruch, eine Bewegung. Und andere Namen, die man buchstabieren kann, nach Jahren noch fehlerfrei aussprechen. Aber sie haben kein Gesicht, keine Bedeutung.
Es gibt das Namenlose. Das, wovon man nicht sprechen kann. Niemals. Das, von dem man nicht aufhören kann, zu versuchen, es mit Worten zu fassen, benennbar zu machen.
Nischen gibt es, Nelken und Nebel.
Niederungen und Neid. Neid auf die, die es scheinbar besser haben.
Nächte gibt es, schlaflose Nächte, durchtanzte und ängstlich durchwachte Nächte.
Es gibt Nelken und den Gesang der Nachtigall.
Netze gibt es.
Die Neigung gibt es und die Neige.
Es gibt mehr als neun nachtragende Nebensächlichkeiten.
Nichten und Neffen gibt es und die Nervosität.
Die Notwendigkeit gibt es.
Das Nachdenken gibt es und die Not.
Das Neben- und Nacheinander, Nektarinen und Narkose.
Die Nacht gibt es.
Es gibt das Nein, die wichtigste Voraussetzung, um Ja zu sagen.
Weberin - 6. Feb, 16:00
Doch es wundert mich, dass die Nelken und die Nachtigallen nicht automatisch zum Begriff der Natur und zur Natürlichkeit geführt haben.
Zu "natürlich" möchte ich ein kleines Detail anfügen, was die Zahl 0 angeht. Noch vor 10 Jahren habe ich diesbezüglich an den Hessischen Kultusminister nach einer TV-Diskussion über Bildung, Ausbildung und Einbildung eine Beschwerde oder Anregung verfasst, auf die ich nie eine Antwort bekommen habe. In der Zwischenzeit rege ich mich lange nicht mehr darüber auf. Ich ziehe mich auf meine vier (warum eigentlich vier und nicht fünf) Buchstaben zurück und denke mir Goethe-Zitate aus.
Es geht um die natürlichen Zahlen und die Natürlichkeit der Zahl 0.
Die Frage ist, ob 0 als natürliche Zahl behandelt werden soll. So ganz natürlich ist sie ja nicht. Denn die Zahlen, die uns von Kind auf an als unmittelbar natürlich einsehbar sind, sind die Kardinal- und die Ordinalzahlen. Bei den Kardinalzahlen kann ich meine Finger abzählen und natürlich auch andere Objekte. Bei den Ordinalzahlen scheint es heutzutage nur mehr die 1 zu geben, weil ja nur mehr der Sieger zählt und der zweite oder dritte Platz kaum mehr Erwähnung finden. Vor allem im Fernsehen ist das sehr offensichtlich.
Aber beim Skifahren und allgemein bei Rennen gibt es zumindest drei Stockerln, damit der Erste, der Zweite und der Dritte geehrt werden können.
Also Kardinalzahlen und Ordinalzahlen erscheinen mir als natürlich. Damit hat man jeher kein Problem gehabt, ihr Wesen von Generation zu Generation weiterzureichen.
Die Null hingegen erscheint nicht so natürlich zu sein. Buchhalterisch vielleicht, aber mathematisch nicht, existiert nur eine Null und nicht eine Plus-Null und eine Minus-Null. Es hat bis 600 Jahre n.Ch. gebraucht, bis die Null sich bis zu uns durchgesprochen hat.
Peano, ein berühmter Mathematiker, hat die Null noch als ein "ausgezeichnetes" (im Sinn von spezielles) Element bezeichnet.
Doch das ist alles Schnee von gestern. Ähnlich wie die EU mit Bananenkrümmungsradien umgegangen ist, haben deutsche DIN-Ausschussmitglieder beschlossen, dass laut DIN-Norm 5473 die Null zu den natürlichen Zahlen {1,2,3,4,...} zuzuordnen ist.
Ich zitiere aus Wikipedia: Beide Konventionen [0 natürlich, 0 nicht natürlich] werden uneinheitlich verwendet. Die ältere Tradition zählt die Null nicht zu den natürlichen Zahlen (die Null wurde in Europa erst ab dem 13. Jahrhundert gebräuchlich). Diese Definition ist gängiger in mathematischen Gebieten wie der Zahlentheorie, in denen die Multiplikation der natürlichen Zahlen im Vordergrund steht. In der Logik, der Mengenlehre oder der Informatik[1] ist dagegen die Definition mit Null gebräuchlicher und vereinfacht die Darstellung. Im Zweifelsfall ist die verwendete Definition explizit zu nennen.
Den Mathematikern scheint es egal zu sein. Mir ist es nicht egal. Obwohl ich mit Computern meine Karriere gemacht habe, ist diese unsinnige Natürlichkeit, die gerade der Informatik geschuldet zu sein scheint, in "irklichkeit ein Beitrag zu babylonischer Sprachverwirrung.
Dass das Wort "Entropie" je nach Wissenschaftsgebiet etwas unterschiedliches bedeutet und anders definiert ist, ist schon schlimm genug. Dass aber innerhalb einer, dazu noch als exakt bezeichneten, Wissenschaft eine derartige Begriffsverunsicherung ohne Notwendigkeit eingeführt wurde, zeigt mir, dass Gurkenradien und Radieschengrößen gar nicht so abwegig erscheinen.
Denn natürlich ist heute gar nichts mehr!