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Mittwoch, 18. Mai 2011

Schwarz – weiß

Sie wartet also auf nichts mehr. Der Regen hat sich verzogen. Der Wind lässt nach. Sie malt Bilder in den Sand, sammelt Muscheln, geht, ohne ein Ziel zu verfolgen. Sobald die Sonne durch die Wolken bricht, versucht sie ihrem Schatten zu folgen und lacht. Ihr Lachen öffnet eine Tür.
Sie betritt einen Raum. Der Raum ist nur schwach beleuchtet. Groß und fast leer, bis auf einen Tisch in der Mitte, zwei Stühle, eine Lampe. Auf dem Tisch ist Papier ausgebreitet wie eine Decke. Sie tritt näher, nimmt ein Blatt in die Hand. Sie erkennt sich. Ihre Geschichte. Beginnt zu lesen, zu verwerfen, weint. Eine Tür schließt sich. Man hört das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss dreht.
Später wird sie versuchen zu zeichnen. Die Worte miteinander zu verbinden, zu streichen, helle und dunkle Flächen entstehen zu lassen. Dann wird die Tür sich wieder öffnen. Aber noch ist es nicht so weit. Noch liest sie.

Es ist still. Nur das Meer ist zu hören. Das Meer singt. Sie erinnert sich. Sie beginnt sich zu erinnern. Das Papier in ihrer Hand fällt zu Boden. Sie zittert. Dann lehnt sie sich zurück, schließt die Augen und beginnt eine Melodie zu summen. Es ist eine sehr alte Melodie. Sie erinnert sich. Da sind Bilder, die nichts zu tun haben mit den Worten, die sie soeben gelesen hat. Dort auf den Papieren. Auf dem Tisch.
Die Zeit geht durch sie hindurch. Sie ist durchsichtig geworden für die Zeit. Durchlässig.

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