Los
Eine junge Frau begleitet mich seit Jahren. Im Gegensatz zu mir wird sie keinen Tag älter.
Sie stolpert in Fallen, die ich ihr stelle, aber aus den Sackgassen in die sie mich führt, finde ich nicht wieder heraus.
Sie steht dann am anderen Ende der Gasse, dort, wo der Weg weit führt, ins Offene, lacht mir zu, bevor sie um die Ecke biegt und ruft: Du solltest von mir schreiben und nicht von deiner Vorstellung von mir.
Wenn ich müde und hoffnungslos, die Seiten wieder einmal zerrissen, daran denke jetzt endgültig aufzugeben, mich mit meinem Scheitern abzufinden, steht sie schmeichelnd und bittend neben mir, folgt mir auf Schritt und Tritt und flüstert verheißungsvoll Dinge in mein Ohr, die ich nicht verstehe.
Das macht nichts, ruft sie, du sollst nichts verstehen, nur schreiben. Vertrau mir. Und bitte: lass mich los.
Weberin - 29. Aug, 14:46