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Samstag, 29. Oktober 2011

Die Stimme

Ich habe immer sehr zweifelhafte Vorstellungen vom Leben gehabt.
So habe ich mir schon in einem sehr jungen Alter eingebildet, dass ich nur schön zu sein hatte, um einen Mann zu finden und an mich zu binden. So dass es naturgemäß keine Veranlassung für mich gab, eine Ausbildung zu beenden. Obwohl dieser mein Glaube nicht der eigentliche Grund dafür gewesen ist, warum ich nach einiger Zeit jede von mir aus Neigung und Interesse aufgenommene Ausbildung abbrach. Auf einmal war das Interesse erloschen, waren mir die Gesichter, Gesten und Stimmen der Kollegen unerträglich. So dass mir nichts anderes übrig blieb, als diesen Arbeitsplatz nie wieder aufzusuchen.
Ich war nicht eigentlich ungebildet, dennoch hatte ich stets das Gefühl erst durch einen zu mir gehörenden Mann wirklich ich zu sein. Wenn ein Mann mich als seine Frau, Geliebte, Freundin, vorstellte, fühlte ich mich erkannt, hatte ich das Gefühl ganz und gar meiner Selbst bewusst zu sein.
Dabei war wenig Leidenschaft im Spiel, oder vielleicht nur Leidenschaft für mich selbst, für meine scheinbar einzige Möglichkeit ganz und ich zu sein.
Es genügte, dass der Mann mich begehrte und sich öffentlich zu mir bekannte, sonst hatte ich keine Ansprüche an die Männer. Sie konnten groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt sein. Alles war mir recht. Natürlich war diese meine Art zu denken und zu fühlen ganz und gar unzeitgemäß, und wurde dementsprechend von anderen Frauen, von sogenannten Freundinnen und im Besonderen von meiner Familie ganz und gar nicht gut geheißen. Meine Mutter sorgte sich um mich. Mein Vater schüttelte den Kopf über mich, Geschwister, die über mich hätten spotten können, gab es nicht. Es gab einen Bruder, der lange Zeit vor mir geboren worden und kurze Zeit vor meiner Geburt gestorben war. Aber über diesen Bruder wurde nie geredet. Dieser Bruder wurde vielmehr ganz und gar tot geschwiegen und es war nur einem dummen und von meinen Eltern unglücklich genannten Zufall geschuldet, dass ich überhaupt Kenntnis von der Existenz dieses Bruders hatte.

Mit meinen Liebhabern redete ich nicht von derlei Dingen. Überhaupt redete ich mit meinen Männern niemals von mir, sondern nur von ihnen.
Natürlich hat dieser mein verschwiegener Bruder sehr viel mit mir und meiner Geschichte zu tun. Am Ende sind er und seine verschwiegene Geschichte der einzige Schlüssel zum Verständnis meiner eigenen, mir selbst manches Mal merkwürdig erscheinenden Geschichte, aber sprechen werde ich dennoch nicht von ihm, weil ich nichts als das bereits erwähnte, von ihm zu sagen weiß.
Mir selbst kommen die verschwiegenen und ans Licht gekommenen Einzelheiten aus denen mein Leben besteht, derart märchenhaft vor, dass ich mitunter Zweifel daran hege, ob mein Leben ein normales, alltägliches und also tatsächliches ist, oder vielmehr ein Märchen, dass ich mich letzten Endes selbst nur erfunden habe und dieses erfundene Leben also nur erzähle, aber nicht wirklich erlebe.
Letzten Endes sind diese Gedanken angenehmer für mich zu denken, als die, dass ich ein ganz reales Leben führe, mit allen realen Pflichten und Anforderungen, jetzt endlich einen Mann an mich zu binden, bevor es aufgrund meines zunehmenden Alters und der abnehmenden Schönheit immer schwieriger für mich werden wird, einen neuen Mann für mich zu interessieren, wenn ich aufgrund der auf das Körperliche begrenzten Reize, einen anderen Mann verloren habe.
Dass ich nicht viel rede und auch nicht über viel philosophisches und kulturelles Wissen verfüge, aber genau das von einem Mann erwarte, macht die Sache zusätzlich schwierig für mich.
Man könnte meine zweifelhaften Vorstellungen der Welt ohne weiteres für eine Krankheit halten. Möglicherweise handelt es sich dabei um dieselbe Krankheit, an der mein mysteriöser Bruder gestorben ist. Andererseits sind es eben diese zweifelhaften Vorstellungen, die mich in Kürze nahezu märchenhaft einen sehr reichen, kultivierten und nicht mehr ganz jungen Mann ehelichen lassen. Womit meine Mutter ihre Sorgen los ist, mein Vater weder boshaft noch traurig, sondern erleichtert und erfreut lächeln kann und mein Bruder so verschweigen tot bleibt, wie er es seit jeher gewesen ist. Nicht viel wird sich ändern und doch wird sich alles ändern, sobald dieser Mann seine Stimme verliert und ich erkenne, dass ich ihn, oder zumindest diese seine Stimme wirklich geliebt habe.

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