Ich achte auf meine Worte. Meine Worte aber, achten nicht auf mich. Ich vertreibe die Zeit und sie hält sich auf mit mir.
Man spricht sich zu, bis man das eigene Gesicht nicht mehr erkennt, die vertrauten Gedanken hinter der bekannten Handschrift vermisst.
Die Tage wachsen ihr ins Gesicht. Ihre Finger sind noch mutig, aber ihre Stimme zittert. Vielleicht, weil sie die neue Sprache noch nicht beherrscht. Die Sprache des Alters.
Sie sehen sich an; die Frau und der Mann. Schweigend. Auch ihre Blicke sind still. Sie haben einander nichts mehr zu sagen. Oder sie haben einander sehr viel zu sagen, in Sprachen, die unerbittlich voneinander getrennt sind. Seine Blicke sind männlich. Ihre Art zu sehen ist weiblich. Es gibt keine Übersetzung. Kein Verstehen. Aber sie halten es aus.
Der Wind streicht ums Haus, braust auf, beruhigt sich wieder. Sie hört Stimmen. In der Dunkelheit klingen die Stimmen anders. Fremder als sonst. So hat sie die Sprache am liebsten; wenn sie nur die Melodie hört, das Auf und Ab, ohne die Worte zu erkennen. Ohne zu verstehen.
Wir ziehen uns zurück. Wir nehmen auf und teilen aus. Das Strickmuster des Netzes und die Wolle mit der gestrickt wird.
Ich bin ein Traum, dem die Augen zufallen.
Zwei gleiche Enden, die gegeneinander arbeiten. Einer strickt, ein anderer trennt auf. Beides bin ich.
Ich lebe in einem Rahmen mit verblassender Farbe und dennoch spinne ich täglich Stroh zu Gold. Ich stellte mich blind für ihre tauben Ohren, dann schritt ich aus.
Man verliert sich in laufenden Geschäften, bläst sich auf, lässt Luft ab und zurück bleibt etwas Fahles, Faltiges. Man denkt sich eine Krankheit aus, ein Gebrechen hinter dem man sich versteckt, das man zur Schau tragen und bemitleiden lassen kann, während der Kern unberührt bleibt. Niemand gerät in Versuchung danach zu fragen, länger als unbedingt notwendig die Augen in anderen Augen versinken zu lassen, einem Blick standzuhalten, in dem man sowieso nichts zu sehen bekommt, außer nur immer wieder sich selbst.

Ich fand jemanden, der mir helfen wollte. Eine Frau. Etwa so alt wie meine Mutter. An die Umstände, unter denen wir uns kennengelernt hatten, erinnere ich mich nicht. Sie begleitete mich. Mit ihr zusammen ging ich zum ersten mal seit langem tagsüber in die Wohnung meiner Mutter. Sie versuchte mit ihr zu reden. Meine Begleiterin und meine Mutter saßen am Tisch. Ich stellte ihnen Kaffee hin. Sie bewegten ihre Münder. Ich stand abseits. Ich beobachtete ihre Bewegungen. Minimale Bewegungen. Den Kaffee rührten sie nicht an. Ich verstand nicht, wovon sie sprachen. Es war mir unmöglich ein einziges Wort zu verstehen. Es dauerte vielleicht eine Stunde, dann fasste mich meine Begleiterin an der Schulter und sagte: Wir gehen. Also gingen wir. Meine Mutter saß noch immer am Tisch. Sie sah mich nicht an. Die ganze Zeit, die ich dort gestanden hatte, hatte sie mich nicht angesehen.
In mir aber, breitete sie sich aus. Es war nicht schwer, sie zu hassen.
Mitunter fühlt sie sich so unwirklich, dass sie sich fragt, was sie ist, wer sie ist. Es kommt ihr vor, als sei sie lediglich etwas, das ein anderer sich ausgedacht hat, jemand auf dessen Empfinden und Reaktionen sie selbst keinen Einfluss hat. Heute Nacht war das Gewitter ganz nah, in ihrem Zimmer, um sie herum und nicht einmal die Tatsache, dass sie keine Angst hatte, hat sie beunruhigt.