Die Suche
Sie sucht mich und ich lasse es mir gefallen, dass sie mich sucht. Ich mache es ihr nicht leicht. Alle Schwierigkeiten, denen sie sich ausgesetzt findet, hat sie selbst verursacht. Ich vergesse sie schnell. Ich vergesse nie, dass sie nicht die einzige ist, die mich sucht.
Manchmal, wenn ich sehr erschöpft bin, so erschöpft, dass es einer Lebensmüdigkeit nahe kommt, lasse ich die Erinnerung zu. Die Erinnerung kommt langsam. Breitet sich aus. Nimmt schließlich Besitz von allem, dessen sie habhaft werden kann. Mit der Erinnerung kommt die Sehnsucht. Die Hoffnung. Die lächerlichen Freuden eines Daseins, das mehr will, als bloß zu überleben.
In diesen Momenten denke ich, dass ich mich von ihr finden lassen werde. Wenn sie nur beharrlich genug ist, wenn sie nur nicht zu bald aufgibt, wird sie mich finden. Es wird aussehen, als hätte ich es gewollt und ich werde mich nicht wehren. Eine Weile werden wir still nebeneinander her leben. Bis ich eines Nachts aufstehe und nachdem ich die Tür leise geschlossen habe, sehe, sie hat meinen Koffer gepackt und für mich bereit gestellt.
Sie hat nie aufgehört, mich zu suchen.
Weberin - 10. Jan, 15:43
Aber was meinst jetzt du eigentlich? Wenn die Suche uns findet ist das ihr Tod?
Deshalb habe ich manchmal etwas gegen das Suchen, zumindest, wenn man finden will. Natürlich ist das jetzt extrem formuliert und der Einwand: Wie sollte man finden, ohne zu suchen?-hat sicher seinen Berechtigung. Oft genug aber, sind wir so sehr aufs suchen fixiert, dass wir uns in ihm verlieren.
Ich glaube, die wirklich wichtigen Dinge findet man immer nebenbei, die kann man gar nicht suchen, nur etwas tun, damit sie einen von selbst finden.