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Samstag, 30. Juli 2011

Was stirbt zuletzt, die Hoffnung oder die Angst?

„Angefangen hatte es mit der Angst.“
Das ist der erste Satz von Emily L., einem meiner zahlreichen Lieblingsbücher von Marguerite Duras.
Ich denke dieser Satz ist universal. Ein Satz, der auf alles zutrifft, auf alle vorstellbaren Ausgangssituationen. Jede Lüge, jede Schwierigkeit und jede Gemeinheit fängt mit der Angst an. Jede Kultur, jedes Zusammenleben auch.
Musik, Malerei, Literatur haben ihren Ursprung in der Angst.

Am Anfang war das Wort, und das Wort war Angst vor der Stille, die Unmöglichkeit wirklich auf sich selbst geworfen, existieren zu können. Ein unteilbares Individuum, das nicht leben kann, ohne den Versuch, sich mitzuteilen.
Angst hat dem etymologischen Ursprung nach auch die Bedeutung von Beengung. Angst macht unser Denken schmal und eindimensional. So dass sich all unsere Aufmerksamkeit auf Flucht und Überleben konzentrieren kann.
Was aber, wenn man in einer Gesellschaft lebt, in der Flucht nicht notwendig ist und für das Überleben gesorgt wird, und die Angst bleibt?
Als Angst vor denjenigen, die aus dieser alten archaischen Angst heraus ihr Land verlassen haben, um zu überleben?
Wenn die Angst längst kein real erlebbares Phänomen mehr ist, aber darum nicht weniger wirkmächtig? Als Instrument, um Meinungen zu lenken, ohne Argumente zu haben.
Gegen diese Art der Angst hilft nur Aufklärung, sollte man denken. Auseinandersetzung. Was aber, wenn die Anhänger der Angst sich nicht auseinander setzen wollen mit dem Vorhandensein, oder eben nicht Vorhandensein der Gründe für ihre Angst? Wenn sie sich wohl fühlen in einer behaupteten diffusen Notwehr, wenn sie denjenigen glauben, die nicht aufhören von der Überlegenheit der einen über die anderen zu predigen?
Was, wenn es keine Wahrheit gibt, nur viele kleine Wahrheiten und keine Angst, nur viele kleine persönliche Ängste?
Fängt dann etwas an? Fängt dann wenigstens etwas an aufzuhören?

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