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Ich war nicht beunruhigt, nicht unglücklich. Es war nicht so, als hätte mir Lee nichts bedeutet. Trotzdem bedeutete dieser Tod nichts.
Im Telefonbuch schlug ich die Krankenhäuser nach. Das Kind spielte ruhig und selbstversunken in seinem Zimmer. Ich hörte, wie es mit sich selbst sprach.
Ich rief das erstbeste Krankenhaus an, um zu fragen, ob sie von Lee wussten. "Wir haben schon auf Ihren Anruf gewartet", sagte die Frau in der Zentrale. "Als mein Kollege Sie anrief, haben Sie aufgelegt, bevor er ihnen das Krankenhaus nennen konnte."
Nichts daran kam mir merkwürdig vor. Ich bedankte mich und legte auf. Ich entschloss mich, sofort zu fahren, mich nach Einzelheiten zu erkundigen, danach, was noch getan werden musste. Das Kind schloss ich in der Wohnung ein und versprach, ich sei bald wieder zurück.
Im Krankenhaus traf ich auf Lees Eltern. Ihre Mutter schrie wie ein Tier, der Vater versuchte sie zu beruhigen. Niemand nahm Notiz von mir. Ich setzte mich auf einen der in der Wand befestigten orangen Plastikstühle, und starrte vor mich hin.
Nach einiger Zeit führte man Lees Mutter ab. Vermutlich um ihr eine Spritze zu geben.
"Kann man zu ihr?", fragte ich Lees Vater.
"Es ist nicht ratsam, sagen die Ärzte."
"Und was denken Sie?"
"Ich denke, du hättest besser auf sie aufpassen sollen", sagte er und ließ mich stehen.
Ich erinnerte mich an das Kind. Ich würde ihm nicht von Lees Tod erzählen können, bevor ich sie gesehen hatte.
Weberin - 9. Jun, 08:53