Sie fragt sich, wo sie ist. Das Zimmer hat sich verändert. Sie hört immer noch das Meer, aber von hier aus ist es ihren Blicken verborgen, hinter Dünen und seltsamen Bäumen, deren Namen sie nicht kennt. Sie öffnet das Fenster. Am Himmel schreien die Möwen. Den Friedhof sieht sie nicht. Ein Kreuz hängt über ihrem Bett. Vor dem Fenster befindet sich ein schwarzes Eisengitter. Auf dem Gang Schritte, Stimmen, Gelächter. Wie soll sie die Worte der Toten vergessen, wenn sie nicht mehr zu ihr sprechen?
Sie befindet sich auf einer Insel.
Hat sie eingewilligt, hier her zu kommen, oder hat man sie gezwungen? Warum ist sie hier? Sie erinnert sich, dass man ihr gesagt hat, sie müsse warten.
Warten worauf?
Von ihrem Fenster aus sieht sie das Meer. Und den Friedhof. Sie hört die Wellen. Vor den Stimmen der Toten verschliesst sie die Ohren. Sie spricht mit niemandem darüber. Aber sie kann an nichts anderes mehr denken. Nur noch daran, wie es ihr gelingen könnte, die Stimmen zum Schweigen zu bringen. Zu vergessen, was sie ihr sagen.
Also schweigt sie. Ihre Blicke aber sprechen. Ihre Augen verändern sich durch diese Blicke. Sie hat Angst. Sie riecht ihre eigene Angst und lacht. Alle auf dieser Insel lachen. Sogar die Toten.