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Juni 2011
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Ich war erstaunt, wie freundlich der Raum wirkte. Es gab Grünpflanzen, Rattanmöbel, Bilder an den Wänden. Eine Frau saß in der Ecke. Sie schien mich nicht zu bemerken, weil sie so vertieft in die Papiere war, die sie sich auf den Schoß gelegt hatte.
Ich räusperte mich nicht. Ich machte nicht auf mich aufmerksam. Ich stand einfach da und wartete.
Ihre Schuhe fielen mir auf. Es waren hellbeige Cordschuhe, solche die ich in meiner Kindheit getragen hatte, und sie kamen mir ungeheuer groß vor.
„Es ist wichtig, gewissenhaft zu sein, finden Sie nicht?“, sage sie schließlich und ordnete die Papiere auf dem Tisch, bevor sie zu mir kam, mir die Hand entgegenstreckte und sagte: „Herr Kornicki, nehme ich an. Mein Name ist Voßwinkel. Ich bin die Klassenlehrerin Ihres Sohnes. Nehmen Sie doch Platz.“
Wir schüttelten einander die Hände und setzten uns.
„Mein Vater hat Briefe an mich geschrieben. Viele Briefe. Liebevolle Briefe. Ich erfuhr erst nach dem Tod meiner Mutter davon.“
Frau Voßwinkel sah mich irritiert an. „Das tut mir leid.“
„Schon gut,“ sagte ich, „Lee zu verlieren war schlimmer.“
Sie sagte nichts, blätterte in ihren Papieren und atmete laut und unruhig ein und aus. Vermutlich wusste sie nicht, was sie von mir halten sollte und ich wusste nicht, was ich von diesem Eindruck halten sollte, den ich bei ihr hinterließ.
„Leid“, sagte ich, „ist so ein großes Wort. So ähnlich wie eine Farbe. Jeder weiß, was gemeint ist, aber wenn man genau hinsieht, stellt sich jeder etwas anderes vor.
Im Stadtpark von Hiroshima fand zum Zeitpunkt des Abwurfs der Atombombe eine Schachpartie zwischen zwei Großmeistern statt, viele Zuschauer waren da und das Fernsehen, um das Ereignis zu filmen. Übrig blieben nur die weißen Schachfiguren auf den weißen Feldern. Das hat etwas mit Physik zu tun“, sagte ich, „ich verstehe nichts von Physik. Aber vielleicht hat es nicht nur mit Physik zu tun, oder die Physik hat etwas damit sagen wollen. Weiß ist schließlich die älteste Farbe der Trauer. Also sind nur die trauernden Figuren übrig geblieben.“
Ich hatte ein enormes Bedürfnis, über den Tod zu reden.
„Ich verstehe Ihre Situation.“
„Nein, das tun Sie nicht.“
„Aber wir müssen über Ihren Sohn reden.“
„Was ist mit ihm?“
„Er ist nicht ansprechbar. Er reagiert auf nichts. Wir glauben er braucht Hilfe.“
„Warum helfen Sie ihm dann nicht?“
„Ich meine weiterreichende Hilfe. Die Situation, wie sie sich derzeit darstellt, geht über unsere Möglichkeiten. Sehen Sie, wir alle halten es für das Beste, wenn Sie mit ihm einen Therapeuten...“
„Am besten für wen?“
„Ich will Ihnen doch nur helfen.“
„Ich denke dem Kind wollen Sie helfen. Deswegen bin ich doch hier.“
„Das schafft niemand allein. Sie brauchen auch Hilfe.“
„Wenn Sie hören könnten, was für einen Unsinn Sie reden. Die Einzige, die uns helfen könnte, ist Lee. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.“

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